Samstag, 3. Oktober 2015

Der letzte Blogeintrag

Unser Standort: DEUTSCHLAND - DAHEIM
Tag 1954 04.10.2015
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In der kurzen Zeit, die wir mit der ANNI NAD an der Ostküste Australiens in Richtung CAIRNS unterwegs waren, wurde Rita wieder zweimal von den gesundheitlichen Problemen geplagt, die vor anderthalb Jahren in Fidschi begannen. Leider brachten ihr die Mittel aus der Bordapotheke wenig Linderung, und so waren wir genötigt, AIRLIE BEACH anzulaufen, wo sie die notwendige ärztliche Hilfe erhielt. Fühlt man sich rundherum gesund, verschwendet man hinsichtlich irgendwelcher Risiken beim Segeln keinen Gedanken, aber nun begann Rita, sich mit den medizinischen Gegebenheiten der bei Fortsetzung der Weltumsegelung noch vor uns liegenden Gegenden auseinanderzusetzen. Zumindest in den ländlichen Gebieten Asiens sollen diese gar nicht oder nur minimal vorhanden sein, ebenso in Madagaskar oder im Chagos Archipel. Was, wenn es dort mal hart auf hart kommt und die Beschwerden sich verschlimmern? Ist es sinnvoll, bei solcherlei Bedenken weiterzusegeln? Selbstverständlich viel es Ulli ganz besonders schwer, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, denn schließlich lebte er mit dieser Reise seinen Traum. Aber seine Entscheidung war schnell getroffen: die Gesundheit habe Vorrang und die ANNI NAD müsse verkauft werden. Nur seine Gefühle hielten nicht so recht Schritt, denn fortan war er am Boden zerstört, verlor die Lust zu lachen, zu essen und zu fotografieren. Den Verkauf anzuleiern, stellte sich als äußerst aufwendige und komplizierte Prozedur heraus. Als ausländisches Fahrtenschiff musste die ANNI NAD zunächst importiert werden. Während der Dauer dieses Verfahrens durfte sie nicht den Ankerplatz vor AIRLIE BEACH verlassen und auch nicht zum Verkauf angeboten werden. Bei uns nahm der ganze Behördenkram etwa 6 Wochen Zeit in Anspruch und kostete uns 15 Prozent des von einem Gutachter geschätzten Verkaufswertes. Erst nach Abschluss schalteten wir in drei verschiedenen Internetportalen Verkaufsanzeigen. Viele erbaten daraufhin ein Exposé, aber nur zwei Personen bekundeten die ernste Absicht, die ANNI NAD anschauen zu wollen. Bald kündigte Rob aus dem 3.210 km entfernten Tasmanien sein Kommen an. Einmal in Queensland nahm er zuvor noch mehrere andere Schiffe, auch an anderen Orten, in Augenschein. Bei dieser großen Auswahl dachten wir nicht im Traum daran, wünschten es uns vielleicht auch insgeheim so schnell noch nicht, dass unsere alte Dame den Zuschlag erhalten könnte. Bereits bei seiner ersten Besichtigung am 16. September verliebte sich Rob in das Schiff, und schon während des Probesegelns am 18. September erklärte er, es kaufen zu wollen. Wir waren noch skeptisch. Aber zack-zack waren am 22. September, dem 1.942sten Tag unseres Starts auf der Barfußroute, die Vertragsverhandlungen erledigt und das Geld geflossen. In der Zwischenzeit wurde Rob intensiv in die zu beachtenden Besonderheiten eingewiesen. Nebenbei sortierten wir unseren persönlichen Kram auseinander. Dabei wurde vieles entsorgt und einiges als Seefracht nach Deutschland verschickt. Die Dinge, die uns am wichtigsten waren, nahmen wir beim Heimflug in unseren Koffern mit, wie zum Beispiel Rita's tolle Nähmaschine. Aber das meiste mussten wir schweren Herzens an Bord zurücklassen. Seit dem 29. September sind wir wieder daheim und schmieden Pläne über unsere zukünftigen Reiseziele. Mit Australien sind wir auf jeden Fall noch lange nicht fertig. Es gibt dort noch sooo viel zu sehen. Aber fürs Erste werden wir uns in Europa herumtreiben. Ein Wanderurlaub in den Dolomiten zum Trainieren unserer Landrattenbeine steht bereits kurz bevor.
Nun noch ein paar Schlussworte:
Wir möchten die vielen wunderschönen Erlebnisse unserer immehin doch 1.942 Tage andauernden Reise mit der ANNI NAD nicht missen. Zum Glück hielten Freunde, Familie und Nachbarn uns zu Hause den Rücken frei, wodurch vieles einfacher wurde. Ihnen möchten wir von Herzen danken.
Einige uns persönlich unbekannte Personen outeten sich im Laufe der Jahre als ständige stille Begleiter, zuletzt Rolf S. aus F., Franz aus D. sowie Arthur und Claudi aus H. Weil sie uns über das Kontaktformular unserer Webseite schrieben, haben wir keine Email-Adressen von ihnen und bedanken uns hiermit für ihre Rückmeldungen. Es freut uns zu hören, dass sie ihren Traum durch uns leben, bzw. wir ihnen Impulse für eine zukünftige Reise geben konnten.
Position: http://www.winlink.org/dotnet/maps/PositionReportsDetail.aspx?callsign=DL1KDU