Donnerstag, 10. September 2015

Ereignisse der Woche

Unser Standort: AUSTRALIEN - QUEENSLAND - AIRLIE BEACH
Tag 1931 11.09.2015
0 sm (24.284 sm)
Letzte Woche besuchten wir einige der umliegenden WHITSUNDAY ISLANDS. Dabei hatten wir das große Glück, Wale zu sehen, allerdings aus ziemlicher Entfernung. Heute erfuhren wir aus der Zeitung, dass zur gleichen Zeit und an denselben Orten, an denen wir auch waren, ein weißer, im Jahr 2011 in dieser Gegend geborene Buckelwal namens Chalky von Einheimischen gesichtet wurde, zum Teil sogar aus allernächster Nähe. Gleich verwandelt sich bei uns das Gefühl des Glücks in Neid. Das ist doch wahrlich ungerecht, wo wir nur einmal im Leben hier herumsegeln. Zu dem Skipper, der in der Nacht vom 3./4. September mit seiner Segeljacht PROUD MARY aufs Breakwater aufgelaufenen ist, wurde berichtet, dass er die Ankerkette mit einem Reitgewicht versehen wollte, um bei weiter auffrischendem Wind ein Losreißen des Ankers zu erschweren. Dabei hat er wohl die Ankerkette ein Stückchen hochgeholt, leider zuviel, denn plötzlich fing das Schiff an, auf Drift zu gehen. Dem konnte er wegen eines defekten Motors nicht entgegenwirken. Nun ist sein Zuhause verloren und vieles Sonstige mehr, das ihm lieb und teuer war. Und ersichert war das Schiff nicht. Vor 3 Tagen saß Rita lesend im Cockpit, während Ulli sich zu einem Nickerchen nach unten in seine Koje verzogen hatte. Mit einem Auge registriert sie, dass ein Segelschiff im Begriff ist, vor Anker zu gehen, eigentlich viel zu nah zur ANNI NAD. Als sie nach einer Weile wieder aufschaut, stellt sie erschrocken fest, dass dieses Schiff noch näher herangerückt ist, und so beobachtet sie das weitere Geschehen nun mit voller Aufmerksamkeit. Jemand muss an Bord sein, denn das Dingi ist am Heck angehängt. Nach kurzer Zeit steht fest, dass das andere Schiff treibt. Nun sind es nur noch 10 m! Entsetzt betätigt Rita mehrmals das Signalhorn, aber niemand rührt sich. Nur Ulli kommt nach oben gedüst, wütend, weil er aus dem Schlaf gerissen wurde. Nur noch 7 m! Während Rita die dicke Berta bereit hält (einen riesigen runden Fender), hupt Ulli im Dauerton. Endlich zeigt sich jemand und fragt aus dem Dunkel des anderen Schiffes, was denn los sei. Wundert er sich nicht, dass er uns so nah vor sich sieht? Ulli fordert den Mann mit eindeutiger Gestik auf, schnellstens nach oben zu kommen. Aber der verschwindet erst einmal wieder für ein paar Sekunden, ehe er sich dazu bequemt, langsam seinen Niedergang hoch zu kraxeln. Zwischenzeitlich hat der Bug seines Schiffes die Driftrichtung geändert - von Kollisionskurs auf 5 m vorbei. Wir halten die Luft an. Der Mann schaut uns an, als hätten wir ihm etwas Böses angetan. Ist der doof oder was? Laaangsam ganz laaangsam scheint er zu kapieren. Sein Schiff hat die ANNI NAD längst passiert (wie gesagt - 5 m), da erst wirft er den Motor an. Die Kette lässt er unberührt. Falls der Anker nicht vorher irgendwie abhanden gekommen ist, schleift er jetzt über den Boden. Dann ankert er das Schiff neu, dort, wo es in den Tagen zuvor auch lag - in etwa 100 m Entfernung. Ja, und gestern erleben wir noch einmal eine ähnliche Geschichte. Ein anderes Segelschiff nähert sich der ANNI NAD, offensichtlich ebenfalls treibend. Bei 20 m Entfernung halten wir schon einmal die dicke Berta bereit. Aber dieses Mal ist der Skipper aufmerksam und holt den Anker rechtzeitig auf, um ihn in gehöriger Entfernung neu einzufahren. Sein Schiff heißt übrigens MAD. Und das finden wir auch - das ist nämlich das englische Wort für verrückt, irrsinnig oder bekloppt.

Position: http://www.winlink.org/dotnet/maps/PositionReportsDetail.aspx?callsign=DL1KDU